„Topp, die Wette gilt“ hieß es beim Besuch des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann in der Wöhlerschule. Vor rund 300 Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 10 und 11 stellte der OB, der von Schulleiterin Renate Bleise und Vertretern des Elternbeirats begrüßt wurde, die Kampagne gegen Kinder- und Jugendarmut des Frankfurter Jugendrings  vor und beantwortete Fragen.

Museen seien ja wohl kaum der richtige Ort, um mit Freunden abzuhängen, meinte der Schüler Flo zum Vorschlag des OB, stärker die neuerdings kostenlosen Museen der Stadt für die Freizeit zu nutzen.  Da müsse man doch mit Ermahnungen der Museumswärter rechnen, wenn man sich unterhalte. Da werde er „dazwischengrätschen“, wenn Museumsmitarbeiter die Jugendlichen disziplinieren würden, bloß weil sie sich unterhielten, empörte sich Feldmann. Er  verabredete mit dem Schüler und seinen Freunden gleich einen gemeinsamen Museumsbesuch, um die Wette durchzuführen (Wetteinsatz: eine Tasse Kaffee).  Dann werde man sehen, wie das Personal im Museum reagiere.

Den ernsten Hintergrund der Wette bildet eine Forderung des Stadtjugendrings: Jugendliche brauchen mehr Plätze in der Stadt, wo sie sich aufhalten können, ohne etwas kaufen oder konsumieren zu müssen. Anna Latsch vom Jugendring wies darauf hin, dass 22.675 Jungen und Mädchen in Frankfurt von Armut betroffen sind. Das seien rund 22 Prozent der Unter-18-Jährigen. „Immer mehr Jugendliche kommen in unsere Einrichtungen, die nicht zu Mittag gegessen haben“, ergänzte Jugendring-Mitarbeiter Sébastien Daudin.

Feldmann erklärte, der Unterschied zwischen Arm und Reich sei in Deutschland, und besonders in Frankfurt, größer als in anderen Ländern. Im Holzhausenviertel etwa müsse man begründen, wenn man kein Abitur mache. In anderen Teilen Frankfurts, z.B. in  manchen Straßenzügen von Griesheim, Fechenheim oder Bonames sei es umgekehrt: Dort müsse man sich rechtfertigen, wenn man Abitur machen wolle.  Der OB fügte hinzu: „Die Kinder dort sind nicht blöder als andere, aber sie haben andere soziale Umstände und können keine Nachhilfe bezahlen.“

Die Jugendring-Mitarbeiter ließen die Schüler in der Wöhler-Aula mit farbigen Karten abstimmen, was sie von bestimmten Aussagen halten. „Wer arm ist, ist selbst dran schuld“ lautet eine – viele gelbe Karten wurden hochgehalten, also unentschieden. „Jeder wird doch in eine Schicht hineingeboren und ist nicht dafür verantwortlich“, hielt Joel aus Stufe 11 dagegen. Nur rote Karten („nicht richtig“) gab es dagegen zu der Aussage, es sei  besser, auf einige Mittagessen zu verzichten, und dafür Markenklamotten zu kaufen, damit man  nicht als arm erkannt wird.“  Der Jugendring fordert im Zuge seiner Kampagne die kostenlose Nutzung von Bussen und Bahnen für Jugendliche unter 18 sowie eine kostenlose Ferienfreizeit pro Jahr. Um zur Finanzierung beizutragen, verkauft der Verband eigene T-Shirts unter dem Label „armtm“. Jeweils 10 Euro des Preises fließen in einen Ferienfonds zur Finanzierung von Jugendfreizeiten.

„Es kann nicht sein, dass Eltern ihr Kind krankschreiben lassen, weil sie die Klassenfahrt nicht bezahlen können“, mahnte der OB. Zur Forderung einer Elternbeirätin, zügig die Schulschwimmbäder zu sanieren, statt ein zentrales Schulschwimm-Zentrum zu schaffen, meinte Feldmann, auch er sei ein „Fan der kleinen Lösung“ und sehe ein Schulschwimm-Zentrum eher skeptisch. Der Besuch des OB, der bereits mehrmals an der Wöhlerschule war, u.a. um sich dafür einzusetzen, dass die alten Container gegen die neuen Pavillons ersetzt wurden, versprach, nächstes Jahr wiederzukommen.  Dann will er auch über den Ausgang der Wette berichten. (Rie)

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