Mit einer vielseitigen und beschwingten Feier wurde Christa Eller als Schulleiterin der Wöhlerschule von der Schulgemeinde verabschiedet. „Straight no chaser“ spielte die Schüler-Big-Band zur Begrüßung in der Aula auf, „pur, ohne Schnörkel“ übersetzte Lehrerin Franziska Deliry den Titel des Stücks „authentisch und unverfälscht – das passt ganz gut“, sagte sie mit Blick auf Eller, die nach vier Jahren als Schulleiterin der Wöhlerschule in Pension geht. Wie wichtig Eller „Herzensbildung und Bildung des Geistes“ ist, sei schon zu Beginn ihrer Amtszeit deutlich geworden, als sie jede einzelne Klasse und jeden Kurs persönlich besuchte und so in Kontakt mit der Schülerschaft kam.

Schon an ihrem ersten Tag an der Wöhlerschule hätte Eller wohl gern schon vor der offiziellen Amtseinführung Gespräche im Kollegium geführt, erinnerte sich Wolfgang Clößner, der bis Ende Januar stellvertretender Schulleiter war. Als Eller an der Wöhlerschule begann, bestimmten noch Maskenpflicht und Abstandsregeln das Bild. Die Defizite auszugleichen, die während der Corona-Zeit für die Schülerinnen und Schüler entstanden waren, sei gleich zu Beginn ein Schwerpunkt von Ellers Einsatz gewesen, berichtete Clößner. Die seit Februar amtierende stellvertretende Schulleiterin Dr. Gesa Köhl würdigte Ellers klare Haltung, ihre Offenheit und kluge Entscheidungen, mit denen sie die Wöhlerschule geprägt habe. Ihr offenes Denken und ihre Dynamik hätten vieles ins Rollen gebracht.

„Pour que la liberté vive dans le monde entier – Damit die Freiheit auf der ganzen Welt lebt.“ Dieses Zitat aus einem Chanson von Juliette Gréco hatte Eller, Lehrerin für Französisch und katholische Religion, als Motto für die Verabschiedung gewählt. Das Lied begleite sie schon lange, klärte Eller später auf. „Es geht darin nicht um Abschied. Es verheißt neuen Aufbruch und wendet sich gegen Angst und Resignation.“ Markus Walter, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Wöhlerschule, erinnerte daran, dass bei Ellers Amtsantritt genau diese Freiheit nicht geherrscht habe angesichts der Corona-Pandemie. So war auch das erste gemeinsame Thema des Fördervereins mit Eller die Wartung der von den Eltern angeschafften Lüfter. Aufbrüche entstanden in Ellers Zeit an der Wöhlerschule aber auch in anderen Bereichen, etwa mit der Einführung von Tablet-Klassen ab Jahrgang 8. „Auch eine Schule entwickelt sich weiter“, konstatierte Andreas Wenzel, der als Vorsitzender des Schulelternbeirats unter anderem in der Schulentwicklungsgruppe mit Eller zusammenarbeitete. Diese hatte im Vorjahr in einer großangelegten Werteumfrage sechs zentrale „Wöhler-Werte“ ermittelt: Kommunikation, Respekt, Gemeinschaft, Wohlbefinden, Gerechtigkeit und Förderung. „Von diesen Werten erfüllen Sie alle.“

Viel gemeinsames Kopfzerbrechen habe etwa die Instandsetzung der schuleigenen Schwimmhalle bereitet. „Dranbleiben war Ihr Markenzeichen. Wir wussten immer, woran wir waren und konnten so die Eltern gut informieren. Sie mögen Menschen und zeigen ehrliches Interesse.“ Wenzel erinnerte an eine winterliche Anekdote, als erstmals ein Weihnachtsbaum vor der Schule aufgestellt wurde, der mickrig den Haupteingang der Schule zierte – „nicht lange, denn das hässliche Ding wurde bald geklaut“. Eller habe Humor bewiesen. „Ihr herzliches Lachen wird in Erinnerung bleiben.“

„Wörter wie Druck und Zwang werden nichts bringen. Du bist auf Kooperation geeicht. Du traust Menschen viel zu, Du baust auf Sie“, dichtete Poetry Slamer Florian Cieslik gemeinsam mit der Schulband, die immer wieder in den von France Gall umgedichteten Refrain „Eller – Eller est là!“ einstimmte.

Geduld und Offenheit Ellers seien jeden Tag spürbar gewesen, sagte Stella Kreissl stellvertretend für die Schülerschaft. „Obwohl Sie eher im Büro als bei uns im Klassenzimmer gearbeitet haben, sind Sie stetig durch viele Projekte präsent. Sie sind jemand, der uns zugehört hat, der unsere Vorschläge ernst nahm und der immer versucht hat, Schule nicht nur als Institution, sondern auch als Lebensraum zu gestalten.“ Eller habe den Schülerinnen und Schülern immer wieder gezeigt, dass demokratische Mitbestimmung möglich ist, so Schulsprecher Tim Ebersbach. „Und wenn Sie mal an uns denken – denken Sie bitte an eine Schule voller junger Menschen, die durch Sie gelernt haben, dass eine gute Leitung nicht laut sein muss, sondern klar, direkt, offen und konsequent.“

Klar im Urteil, humorvoll und besonnen – so beschrieb Christiane Rogler, Sprecherin der Direktoren-AG, Christa Eller. „Du kannst zuhören, dich einlassen – und mit pubertierenden Ausnahmesituationen souverän umgehen.“ Auch für die anderen Schulleiterinnen und Schulleiter habe Eller bewiesen, dass man erfolgreich sei, wenn man „Verantwortung übernimmt, echte Beteiligung lebt und offen kommuniziert“. Auch Personalrat Paul Alke würdigte Ellers „respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe“, sie habe sich für die Wöhlerschule erwiesen als „Glücksfall in schwierigen Zeiten“. Anspielend auf das Zitat von Juliette Gréco attestierte Katja Koch, ebenfalls für den Personalrat, dass alle an Eller geschätzt hätten, wie sie dem Kollegium viele Freiheiten gelassen habe. Sie selbst sei ihrer Freiheit sicherlich oft eingeschränkt gewesen durch städtische Ämter, wechselnde sowie lange Zeit nicht-existente Schulhausverwalter oder die Streichung bereits zugesagter Gelder. Optimistisch und pragmatisch habe Eller damit umgehen können. „Ohne diese Eigenschaften wären Sie sicherlich nicht Schulleiterin geworden.“

Als lebendigen Raum für Entwicklung und Gemeinschaft habe Eller die Wöhlerschule geführt, so Dieter Clemens, als Dezernent am Staatlichen Schulamt Frankfurt für die Wöhlerschule zuständig. Eller, die vor Ihrer Zeit an der Wöhlerschule knapp zwei Jahre selbst als Dezernentin im staatlichen Schulamt tätig war nach Stationen an der Schiller- und der Max-Beckmann-Schule, habe stets den Menschen im Menschen gesehen. Die erfahrene Hobbygärtnerin Eller habe „beherzt in den ‚Garten der Wöhlerschule‘ eingegriffen, stets darauf bedacht, dass jedes Pflänzchen seinen Platz und seine Bedeutung hat.“ So habe sie Raum geschaffen, in dem jede Schülerin und jeder Schüler sich entfalten könne und in dem man respektvollen Umgang pflegt. Nun betrete Eller quasi einen „neuen Garten“ der Freude und Erholung, doch „der Garten der Wöhlerschule wird immer ein wenig von Ihrer Hand getragen sein“.

In Ihrer Abschiedsrede machte Christa Eller noch einmal deutlich, worum es ihr bei ihrer Arbeit ging. „Die Wöhlerschule sollte ein Ort des angstfreien Lernens und des Wachsens sein. Ein Ort an dem junge Menschen ihre Stimme finden, ihren Mut entdecken und ihre Kraft entfalten.“ In der Schule gehe es nicht in erster Linie um Wissensvermittlung – „Schule ist so viel mehr. Dass junge Menschen den Mut entwickeln, selbst für das Richtige einzustehen. Genau daran haben wir an der Wöhlerschule in den letzten vier Jahren gearbeitet.“ Bildung sei nicht nur die Vorbereitung auf etwas, das später kommt, etwa im Berufsleben. Bildung sei schon das Leben selbst, „Schule ist ein Teil des Lebens, ein Raum, in dem man sich ausprobieren darf und in dem man auch Fehler machen darf“. Auch wenn es Tage gebe, an denen man als Lehrkraft das Gefühl habe, gegen eine Wand zu reden, oder an denen auch ihre eigene Geduld als Schulleiterin auf eine harte Probe gestellt wurde, seien die Erfolgsmomente immer wieder beeindruckend, etwa wenn sich ein ansonsten stiller Schüler zum ersten Mal etwas traut. „Wir machen mehr als Schule. Wir machen mit unserer Arbeit junge Menschen stark.“

Dies geschieht nach Ellers Worten nicht nur zum Wohl des Einzelnen, sondern auch zum Wohl der Gemeinschaft. In dem Lied von Juliette Gréco heiße es, die Kinder sollten für die Freiheit singen, damit auch ihre Kinder und deren Kinder in Freiheit singen könnten. „Das Lied erinnert auch daran, dass die Freiheit auch sterben kann.“ Daher sei das Lied aktueller denn je. „Als Schulleiterin der Wöhlerschule habe ich meine Berufung darin gesehen, dass die Schule ein Ort des Wachsens in Freiheit ist, dass die jungen Menschen – in den Worten Grécos – singen lernen.“ Die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, ihre Stimme zu erheben, „nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere“.

Christina Rathmann

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