Zum Abschluss der Q2 konnten wir uns ein Projekt aussuchen, das in der letzten Schulwoche stattfand. Nach der langen Coronazeit ohne Ausflüge und Fahrten war es nicht verwunderlich, dass sich viele für eine Projektfahrt, wie beispielsweise Paris entschieden haben.

In Paris beschäftigten wir uns mit der Verfolgung der Juden in Zeiten des Nationalsozialismus in Frankreich.

Frankreich war zum Teil besetzt und die französische Polizei in den besetzten Gebieten kollaborierte mit den Nazis. Deshalb wurden auch in Frankreich viele Juden verfolgt, deportiert und schließlich vergast. Insgesamt 76.000 in Frankreich lebende Juden wurden deportiert. Auch zuvor geflohene Juden, beispielsweise aus Deutschland wurden deportiert. Jeder Name der deportierten Juden steht geordnet auf einer Wand am Eingang des Memorial de la Shoah. Diese Gedenkstätte besuchten wir am Dienstagvormittag. Dort hatten wir eine Führung, natürlich auf Französisch 😉 Die Führung war wirklich interessant und wir haben viel dazu gelernt. Sie war also der perfekte Einstieg in unser Thema.

Nachmittags stand eine Führung durch das jüdische Marais Viertel in Paris auf dem Programm. Ausgestattet mit Kopfhörern und einem Audioguide sahen wir aus wie richtige Touris. Es hat nur noch die Fahne oder der Regenschirm des Guides gefehlt. Nach einer kleinen Einführung gingen wir zu einer Synagoge. Dort haben wir viel über die Architektur und die Veränderung im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Als nächstes gingen wir in einen jüdischen Garten. Dort sahen wir die Überreste der allerersten Stadtmauer von Paris. Wir erfuhren, wie die Ausgrenzung der Juden angefangen hat. Sie mussten beispielsweise viel mehr Abgaben zahlen und haben auch Besitz verloren.

Bei 42 Grad im Schatten waren wir alle sehr froh, als wir in eine kühle Synagoge gingen und uns setzen konnten. Es war eine kleine Synagoge, wo gelehrt und gebetet wurde. Auf den Bänken lagen viele alte hebräische Bücher. Die Frau hat uns erzählt, dass Männer und Frauen getrennt beten. Der Raum war durch eine Holzabtrennung und Vorhänge geteilt. Nach dem Besuch der Synagoge war die Führung schließlich fertig (genau wie wir, es war einfach zu heiß).

Am Mittwoch waren wir nochmal im Memorial de la Shoa. Dieses mal haben wir einen Workshop gemacht. In fünf Gruppen gingen wir auf Spurensuche. Jede Gruppe bekam einen Ordner mit verschiedenen historischen Texten, Belegen und Listen über eine jüdische Person oder eine jüdische Familie. Nun mussten wir versuchen, etwas über die Person herauszufinden. Alle Personen, mit denen wir uns beschäftigt haben, wurden während des Holokaust in Frankreich deportiert. In meiner Gruppe beschäftigten wir uns mit einem Vater und seinem Sohn. Der Sohn wurde in ein Zwischenlager und dann nach Auschwitz gebracht. Wir gingen aufgrund eines Schreibens an seine Frau aus, dass er vergast wurde. Der Vater wurde auch verhaftet und in ein Zwischenlager gebracht. Ihm gelang es aber, zu fliehen. Als alle Gruppen fertig waren, stellten wir uns die Ergebnisse noch (auf Französisch!) vor. Ein Teil der Dokumente wurde mit einer Schreibmaschine geschrieben. Diese konnten wir, im Gegensatz zu den handgeschriebenen Dokumenten, trotz Französisch, gut verstehen. Der Workshop war echt super. Es ist etwas ganz anderes, das Schicksal jüdischer Menschen selbst zu rekonstruieren, als es von jemandem erzählt zu bekommen oder es sich an einer Wand im Museum durchzulesen.

Auf unserer Projektfahrt haben wir uns aber natürlich auch Paris angeschaut. Nach unserer Ankunft am Montag Nachmittag hatten wir Zeit, um Paris zu erkunden. Wir gingen gemeinsam vom Hostel aus bis zum Louvre. Ab da konnten wir uns in Kleingruppen frei bewegen. Wir haben uns natürlich so viele Sehenswürdigkeiten angeschaut wie möglich. Nach einigen Stunden bei 40 Grad waren wir dann froh, mit der Metro ins Hostel fahren zu können und nicht laufen zu müssen.

Auch am Dienstag und Mittwochabend konnten wir uns frei in Paris bewegen. In kleinen Gruppen haben wir so unter anderem den Eiffelturm und Sacre-Coeur gesehen.

Am Mittwoch waren wir nachmittags noch im Musée d’Orsay. Der Besuch ist sehr zu empfehlen. Es gibt dort eine wirklich schöne impressionistische Ausstellung. Ich habe dort das erste Mal einen echten Van Gogh und Monet gesehen.

Die Projektfahrt nach Paris war wirklich schön. Es war der perfekte Ausgleich zwischen Freizeit und Programm. Wir haben so viel erlebt und gelernt, darüber werden wir noch lange sprechen. Einen großen Dank richten wir an unsere Lehrerinnen Frau Sievert, Frau Schultes und Frau Jamard-Kleinert. Ohne sie wäre diese tolle Projektfahrt nicht möglich gewesen.

Categories: Allgemein