
Anderthalb Jahre intensiver Arbeit haben am 30.10. ihr Ende gefunden – oder ihren Anfang?
Der Reihe nach: Vor besagten anderthalb Jahren kontaktierte Dr. Bernardo Mertes, ein ehemaliger Wöhlerschüler, die Spurensuche AG mit der Idee, das Schicksal der ehemaligen jüdischen Bewohner und Bewohnerinnen der Hammanstraße am Holzhausenpark in Frankfurt zu recherchieren.
Im strömenden Regen schleppten sich die Schülerinnen und Schüler der AG nach Wiesbaden, um im Staatsarchiv Akten zu wälzen, bei schönstem Sonnenschein durchforsteten Sie in kargen Klassenräumen staubige Adress- und Telefonbücher der 1930er Jahre – kurz: Sie zeigten jene Tapferkeit, Unverdrossenheit und vor allem intellektuelle Klasse, wie wir sie von unseren Spurensucherinnen und Spurensuchern gewohnt sind.
Die Levis, die Eltern Julius und Bella sowie die Kinder Curt und Liesel, mussten in Frankfurt die Brutalität der antisemitischen Diskriminierung erdulden, auch ihr Haus in der Hammanstraße 27 wurde enteignet. Doch ihnen gelang in die Flucht in die USA. Seit heute erinnert ein Stolperstein an jener Stelle – ihrer letzten freiwilligen Adresse vor der Flucht – an das Schicksal der Levis. Die Zeremonie wurde mitgestaltet von unseren Schülerinnen Ann Sophie Bechstein (10e), Jasmin Blauhut und Flora Imbescheidt (beide E-Phase), die die Biographie der Levis und unsere Forschungsergebnisse verlasen. Jasmin und Flora begleiteten die Enthüllung der Stolpersteine auch musikalisch und rundeten damit eine würdevolle Veranstaltung ab.
Die heutige Veranstaltung mag das Ende einer langwierigen und spannenden Recherche gewesen sein. Sie war aber sicher erst der Anfang des Erinnerns an die Levis und andere Familien und sie war erst der Beginn der Erforschung der Geschichte der Hammanstraße zur Zeit des Nationalsozialismus. Unser Dank geht an die Schülerinnen und Schüler der Spurensuche AG, namentlich Ann Sophie Bechstein, Jasmin Blauhut, Sarah Blauhut, Allegra Ferreira D’Assa Castel-Branco, Max Haase und Lennart Kaulfersch, die mit ihrer unermüdlichen Arbeit diese Forschungserfolge möglich gemacht haben, sowie an Dr. Bernardo Mertes, der die Idee und Unterstützung bei der Recherche gab.
Die für diesen Text Verantwortlichen protestieren gegen das Verbot der Nutzung von Genderzeichen per Anweisung durch das hessische Kultusministerium (Minister Armin Schwarz, CDU) und sehen in derlei Sprachverboten einen unzumutbaren Eingriff in die redaktionelle Freiheit der Urheberinnen und Urheber.
(Paul Alke & Dorothée Guillemarre)